Nach über 20 Jahren habe ich es doch tatsächlich geschafft mir mal wieder einen Winnetou-Film im Kino anzuschauen. Die Story war genauso, wie ich sie aus Film und Buch auch noch in Erinnerung hatte. Das etwas einfache und na(v)ive Bleichgesicht kommt in die feindliche Umgebung der edlen Wilden. Man rettet sich gegenseitig das Leben, zähmt einen Mustang (laufend und fliegend) und die Häuptlingstochter verliebt sich in den geläuterten Fremdling.
Dieser hilft dann den kriegsbemalten langhaarigen Eingeborenen beim Kampf gegen den bösen weißen Mann, der Firmeninteressen vertritt. Natürlich helfen im Kampf ein paar weitere gutherzige weiße Freunde. Am Ende sind die Bösen verjagt, der Held wird Blutsbruder der Eingeborenen und beschließt mit ihnen zu leben. Nicht zu vergessen, dass der gute Weiße während der Geschichte auch mal schwer verletzt werden muss und sich die Häuptlingstochter gut um ihn kümmert.
Allerdings war ich dann zeitweise doch etwas verwirrt...die Indianer waren blau, sprachen als Fremdsprache kein Französisch, die Pferde sahen anders aus und die Mustangs konnten auch fliegen. Zudem wirkte das Geschehen recht plastisch. Damals trug ich im Kino auch noch keine Brille...und jetzt gleich zwei!
Tja...also storymäßig bot Avatar, den ich nun endlich mal geschafft hab anzusehen, überhaupt nichts neues. Dafür war es erstaunlich, dass die knapp 160 Minuten im Kino sehr schnell vorüber gingen und zu keinem Zeitpunkt langweilig waren. Das spricht eindeutig für den Regisseur denke ich.
Wenn die Story aber schon nicht sonderlich neu und spannend war, was war es dann?
Seit langem sah ich mal wieder einein Film komplett ohne Längen, selbst die langsameren Parts waren nur genau so lang, dass man sich nicht fragen musste, wann es denn endlich mal wieder weitergeht. Sehr schön! Der Sci-Fi-Handlungsstrang um das Avatarprojekt brachte auch genug optische Abwechslung, da die bunte Natur und funktionale metallische Technik schön gegensätzlich aufgebaut wurden.
Das größte Highlight ist allerdings der 3D-Effekt...dachte ich im Vorfeld. Sicher, am Anfang war das sehr ungewohnt und für einen Moment hatte ich auch mit Motion-Sickness zu kämpfen, aber nachdem sich Augen (und Magen) daran gewöhnt hatten, trat der Effekt plötzlich in den Hintergrund. Man nahm ihn – bis auf wenige penetrante effekthascherische Ausnahmen – kaum noch war. Erst wenn man die Brille zwischendurch mal abnahm, staunte man über den tatsächlichen Unterschied. Das ganze funktioniert nach einer Weile auf einer schönen unterschwelligen Ebene, wobei sich der Film nicht verkneifen konnte, ständig irgendwelche Äste und Palmwedel an den Leinwandrand zu hängen, was meist gar nicht so toll wirkte, wie es vielleicht beabsichtigt war. Viel schöner kam es rüber, wenn viele kleine Partikel durch den Raum schwebten oder langsame Kamerafahrten oder Bewegungen dargestellt wurden.
Und damit komme ich auch zu den Problemen, die ich mit dem Film, wahrscheinlich aber eher mit der 3D-Technik hatte. Während andere über Flimmern und Kopfschmerzen klagten, hatte ich da überhaupt keine Probleme. Allerdings nervten mich die Unschärfen. Der Hintergrund wirkte in einigen Szenen wirklich wie eine schlecht texturierte Wand früher 3D-Spiele und auch der Vordergrund war des öfteren verschwommen. Sicherlich liegt das an der 3D-Sicht, aber wenn man die normale Schärfe des Gesamtbildes gewöhnt ist, machte das zumindest mir keinen rechten Spaß. Zudem hatte ich den Eindruck, dass sich da auch 3D und schnelle Bewegungen gegenseitig ein stückweit behindern, es wirkte dann häufig leicht verwaschen.
Insgesamt also ein sehr launiger und spannender Film. Durchaus sehenswert...allerdings nicht so toll, dass ich noch jahrelang davon schwärmen werde und stattdessen etwas ratlos auf die gigantischen Umsatzzahlen und den Wahnsinnserfolg schaue.
Wobei sich mir natürlich auch die Frage stellt, warum – wenn die sich mit ihrem USB-Haarstöpsel an alles lebendige stöpseln können – nicht Männlein und Weiblein den ganzen Tag verbunden geistige Liebe machen.
Und ja...ich hab mir jeden Blaublüter und Schlumpfwitz in diesem Text mit aller Macht verkniffen.
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